Rainer hatte 2 Jahre auf mich eingeredet , diesen Herbst war es dann soweit: Aus verschiedensten Ecken klaubte ich mir eine einigermassen konkurrenzfähige Ausrüstung für Skitourenrennen zusammen.Nicht, dass ich mir ausrechnete, mich vorne platzieren zu können, aber irgendwie reizvoll erschien mir die Sache schon: Mitlaufen, schauen was geht und Spaß haben.
Bei der momentanen Schneelage verpasst man keine Powder Tage und so war der Hecher Speed Up ein tiptop Einstand in das Reich der Abartigen: ~300Hm rauf, Abfahrt und wieder 600Hm rauf zum Ziel…
Tags zuvor nachdem der Christbaum geschnitten war, eine kurze Vorbelastung am Brauneck und am Sonntag gehts mit Rainer nach Schwaz. Die Teilnehmerliste ist relativ klein, aber laut Rainer durchaus erlesen. Überall “Strumpfhosenträger”, leichte, leichteste und allerleichteste Ausrüstung – in der Luft liegt eine gefühlte Laktattoleranz jenseits von gut und böse. Hier noch einer aus der Fraktion der Hosenträger – ich bin nicht allein.
Warmlaufen, umziehen, Nervosität steigt auf, aber eine gewisse Routine aus den Radrennen hilft schon weiter. Im Startblock schön hinten aufstellen, an den Stöcken rumnesteln, noch zwei Minuten, klapper, klapper, es geht schon los. Wir laufen in den ersten Anstieg hinein. Puls in Richtung tiefroter Bereich. Rythmus finden, potentiell Gleichschnelle ausfindig machen. Kurzer Blick nach vorn, reicht nicht. Langer Blick nach vorn: Sakra, wie weit sind denn die schon? Wahnsinn. Na gut, dann such ich mal meinen Rythmus…
Zwei Jungs kann ich vor der Wechselzone überholen, die will ich auf alle Fälle schnappen. Die Spitze ist schon weit entfernt. Der Wechsel klappt leidlich. Mit der lahmen Hand ist das Handling beim Fellabziehen, zusammen lagen und verstauen etwas schwierig. Die Übung fehlt auch, und schon sind die beiden wieder weg. Zweites Fell schnell verstaut und hinterher. Eieiei, die leichten Ski, dazu die leichten Stiefel, mein Fahrstil schaut bestimmt aus, wie aus den 20ern des letzten Jahrhunderts. Kurz vor der unteren Wechselzone verlier ich einen Stecken, beim Wechsel verriegel ich einmal die Ferse in der Bindung, muss nochmal raus, aber sonst passts. Später werde ich einen Ski verlieren, das kostet wieder…
Der zweite Anstieg geht nun unterm Lift in einigen Spitzkehren und interessanter als auf der Piste direkt hinauf. Vor mir eine Lady und davor einer der beiden Jungs, die ich einholen will. Der zweite, die Nr. 68 etwa weitere 20m voraus. Vor den Spitzkehren getrau ich mich nicht, die beiden vor mir zu überholen. Hätte ich tun sollen: In der Passage laufe ich auf sie auf, überholen kann ich hier aber nicht. Wieder auf der Piste ziehe ich vorbei. Der Schlußanstieg ist wieder steiler, der 68 komme ich immer näher. Er wird von einem Teamkollegen fotografiert und angefeuert, bekommt den Hinweis, dass ich auffschliesse. Nochmal gscheid mit den Stöcken anschieben, jetzt häng ich dran. Noch etwa 200m bis zum Ziel. Vorbei, abwarten? Ich warte noch etwas und ziehe 50m vor dem Ziel an, mus auf der Aussenseite über etwas lockeren Schnee, wir laufen, geben alles, stürzen ins Ziel. Es war bei weitem nicht die interessanteste Platzierung, aber bestimmt einer der spannendsten Zielankünfte heute.
Leider hats nicht ganz gereicht: 2/10 Sec fehlen. Egal. Eine knappe Stunde voll mit Adrenalin und im Tunnel, Spaß und wieder was gelernt. Am liebsten gleich am nächsten WE wieder…
Bei der Siegerehrung spiele ich natürlich keine Rolle. Rainer kennt aber die richtigen Leute: Angelika Allmann sitzt am Tisch und gewinnt Damen2, daneben noch ein Zweit-, und zwei Drittplatzierte – zu denen auch Rainer gehört. Und so gibts auch für mich ein Schnapserl aus einer der als Preis vergebenen Schnapsflascherln.
Sicher werd ich jetzt nicht zum reinen Pistengeher und ein langer Tag im Karwendel birgt mehr Erlebnis als ein Rennen. Aber es macht doch schon brutal Spaß und fasziniert.
Achja, der vorletzte Platz in meiner AK ist natürlich ned optimal, erfüllt aber mein Ziel, nicht Letzter zu werden. Overall passt es eh noch besser. Anders al zB in Italien, gibt es in .de und .at kaum Läufer im Mittelfeld. Die Leute, die da am Start sind, haben alle sauber was am Kasten. Ich denke, dass es wohl etwas schneller gegangen wäre, dazu noch die Wechsel verbessern und insgesamt mehr Routine… und es passt.
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