Was tun, wenn die Form stimmt, das “Jahresziel WM” mangels Nominierung aber nicht gefahren werden kann? Richtig, Kopf in den Wind und Rennen fahren. Ansonsten wären all die Stunden im Keller auf der Rolle oder draussen im Regen umsonst gewesen. Die Rennen sind das Salz in der Suppe, die Sonne auf den Speichen. Also, erstmal Auto Motor Sport und 700km nach Lüttich zum P1 Rennen gefahren. Den Europacup gibt es nicht mehr, die “P1” Rennen sind nach WM und WorlCup die nächst-“wertigen” Rennen im Behinderten Radsport.
Nach gut 700km und 8h Fahrt erstmal aufs Rad und die Beine locker fahren. Zufällig gerate ich auf einen Teil des morgigen Zeitfahrkurses: Betonplatten aus denen der Beton zwischen den Kieseln ausgewaschen zu sein scheint. Die runden Kiesel bilden eine pockenartige rauhe Oberfläche. Auch interessant. Das ganze noch schön schmal und mit engen Kurven. Später höre ich, dass sich ein Dreiradfahrer aus UK beim Abfahren des Kurses am Tag zuvor in einem geflickten Schlaglolch, das über die ganze Strassenbreite geht, die Vorderradgabel abriss. Kawumm!!! bei etwa 40 Sachen. Morgen heizen wir da mit > 50km/h drüber… Dazu kommt noch Erde, Sand und 90° Kurven nach steileren Abfahrten… Naja, so ists halt. Einen schönen Schlafplatz für meinen Bus finde ich aber auch und es werden ruhige Nächte werden. Endlich wieder im Bus unterwegs sein – a bisserl wie früher.
Freundlich überrascht
sind die Anwohner der Umgebung des Startplatzes, als gegen 8:00 morgens ihr verschlafenes Sträßlein immer mehr zugeparkt wird. Entweder haben sie es alle vergessen, oder es wurde ihnen nichts davon erzählt – jedenfalls gibt es keinen Ärger über die gesperrte Strasse und zugeparkten Hofeinfahrten. Vielmehr bekommt der ein oder andere etwas Verpflegung serviert und das Benützen privater stiller Örtchen für den “Angstbiesler” vor dem Start ist auch kein Problem.
Pünktlich nach meinem Warmfahrprogramm verschiebt sich der Start um 40Minuten. Hmmm, was nun? Ich versuch das intuitiv richtige zu machen. Auf dem ersten Drittel des Kurses gehts leicht bergauf. Da kann man Zeit gutmachen und verlieren. Leider kann ich nach etwas drei Minuten Fahrzeit nicht wirklich so Druck geben, wie ich will und verliere eher. Hinten raus wird das Gefühl besser, da fehlen mir dann aber auch schon fünf Sekundenauf den dritten Platz von Alain Goolaerts. Das ist ärgerlich, denn der eigentlich flache Strassenkurs morgen dürfte kaum Möglichkeiten bieten Alain abzuhängen.
Wir konnten es kaum glauben,
dass es am Sonntag regnen soll, aber pünktlich zum Frühstück ziehen Gewitter auf. Eine Stunde vorm Start ist alles an der Strecke noch etwas unorganisiert, dafür hört der Regen auf und es wird dampfig. Es wird 1 Stunde plus 1 Runde gefahren, und gleich zu Behginn setzten wir uns zu sechst vom Feld ab. Eine der nassen Kurven ist besonders schmierig. und es rutscht mal der Vorder- dann der Hinterreifen weg. Interessanter Grenzbereich. Bis auf Alain attackiert jeder mehrmals. Ich gehe jede Attacke mit und versuche es selbst öfter. Nur so sehe ich eine Chance, die fünf Sek auf Alain zu holen. Aber keine Chance, die Lücke wird immer wieder geschlossen. In der letzten Runde versuche ich es 1.000 vor Schluß nochmals am letzten Anstieg, ziehe das Feld aber wieder nur in die Länge. Als Wolfgang dann 500m später mit dem Rest der Gruppe an mir vorbeizieht kann ich nicht mehr folgen. Nun bekomme ich noch ein solches Paket serviert, dass ich meinen vierten Platz verliere. Dafür Komplimente von Cathal und anderen über das engagierte Rennen.
Die Woken verziehen sich, duschen und noch hein kurzer Plausch mit Dean, einem in UK lebenden US Amerikaner, Cathal und den dt. Fahreren. Dann gehts wieder auf die Autobahn. Auto Motor Sport, wie beim Klettern auch. Die Form passt.
Alle Fotos: Julia Sacher