Übersicht/Charakter: Vorweg: 2006 hatte ich bis zur Dir. Nord keine Klettermeter im ernsten, alpinen Felsgelände. Meine subjektiven Einschätzungen mögen somit stark negativ geprägt sein. In der Arbeit stand ich während der Tage zuvor in wichtigen Verhandlungen und in der Nacht konnte ich schlecht schlafen - nicht die besten Voraussetzungen für eine gefestigte Psyche. In den letzten SL der Herzogkante konnte ich mir kaum vorstellen, diese vor wenigen Jahren solo geklettert zu sein.
In meinen Augen war es die brüchigste der bislang dort von mir gekletterten Touren ("Durch das Reich des Zyklopen", "Nordverschneidung", "Schmidt/Krebs", "Herzogkante" [solo], sowie "Inferno&Ekstase" und "Direkter NO-Pfeiler" an der Grubenkarsp., und "Im Schatten der Sphinx" an der Plattensp.) Touren. Selbst die unteren SL der nach Steinschlag wohl nicht mehr vorhandenen Tour "Der Mann im Eis" waren bei meinen Versuch 2003 fester, wenngleich wesentlich staubiger. Ich halte die Route für wirklich gefährlich und im negativen Sinne abenteuerlich. Natürlich ist man stolz, wenn man sie im Tourenbuch stehen hat - aber Spass hat man woanders.Beschreibung:
Zum Charakter und grober Linienführung steht in den
einschlägigen Führern schon alles. Wir hatten kleine
Schwierigkeiten bei der Wegfindung in der Schlucht und nach
dem 2.Turm. Ich möchte versuchen, hierzu und zu einigen
anderen Details ein paar Infos zu geben:
Für den Zustieg bevorzuge ich das Mountainbike um durch
das Johannistal zum Joch unter der Falkenht. zu gelangen. Nach
einem langen Klettertag rolle ich lieber gemütlich
hinunter, als noch hinüber und, vor allem, hinauf zum
Hohljoch gehen zu müssen.
Vom Joch unterhalb der Falkenht. quert man nach kurzem Abstieg auf Pfadspuren auf das Schotterfeld unterhalb des Einstieges. Auf groben Geröll gelangt man relativ problemlos unter den Einstieg. Diesen findet man gut mit dem Wandfoto des AV-Führers. Eine Gedenktafel, wie bei Lothar Klingel erwähnt, fiel uns nicht auf.
Der Fels ist von unten bis oben, mit Ausnahmen des
Seilquerganges in der 8.SL, nie zuverlässig, die Haken
sind alt, mobile ZS lassen sich nicht immer legen.
In der Schlüsselpassage (4.SL,7) ist der Fels leider sehr
staubig.
Der Anblick des 1.Turms lässt einem Zweifel an der Statik dieses Gebildes bekommen. Die Kletterei auf den Turm erschliesst sich dann aber relativ gut mit Ausspreizen und Kaminkletterei. Ein gewisser Fatalismus ist spätestens hier dann wirklich hilfreich.
Etwas unübersichtlich ist das Verlassen der Schlucht zwischen 1. und 2. Turm. Vom 1. Turm weg kletterten wir in einer voll ausgegangenen 60m Seillänge bis unter den im AV-Führer beschriebenen weissen Turm. Stand an Friends. Links oberhalb dieses Spitzes ist an der linken Schluchtseite ein markanter Moosstreifen (Foto). Vom Spitz auf die linke Schluchtseite spreizen, kurze Querung nach links, und links des Moosstreifens etwa 12 Meter hinauf (soweit ich erinnere 3 NH). Nun wieder nach rechts in den Schluchtwinkel unter ein von unten schon sichtbares, markantes Loch. Nicht durch einen NH, der etwa 2m oberhalb der "Abzweigung" steckt, zu weiteren, geraden Aufstieg verleiten lassen. Stand. 3m hinauf, dann 2m Querung auf schmalen Band nach rechts zu schlechtem NH. Rechts um die Kante wieder NH und auf eine Platte. Weiter, etwa 40m querend (leicht ansteigend, stellenweise auch absteigend) nach rechts unter den 2. Turm. Nun weiter zum 2. Turm und auf ihn hinauf.
Vom Kopf des 2.Turms etwa 30m zuerst leicht absteigend,
dann waagrecht auf Band nach links, um eine stumpfe Kante
(Verhauerschlinge mit Karabiner in etwa 5m Höhe),
hinüber zu gelben Fels und auf eine brüchige
Nadel (evtl. Zwischenstand noch auf dem Band). Diese lehnt
noch eine Spur wackliger als der 1.Turm mit ihrem etwa
Couchtisch kleinem Plateau an der Wand. Die letzten Meter
dorthin führen durch einen scheinbar relativ frischen
Ausbruch über staubigen, brüchigen Fels
(heikel). Dort angekommen traut man sich kaum auf die
zerbrechlich wirkende Nadel steigen. Die vielen NH am Stand
zeugen von der ähnlichen Gefühlslage so mancher
Vorgänger. Von Reinhard aus der nach uns kletternden
Seilschaft bekam ich die Info, dass diese Passage,
insbesondere die brüchige Nadel, bereits vor 10 Jahren so
aussah. Er gab der Nadel damals noch maximal 2 Winter, und nun steht
sie immernoch. Wirklich erstaunlich...
Von der Nadel führen 2 büchige Meter unter ein
kleines Dach, das wiederum erstaunlich festen Fels bietet und
schön geklettert werden kann. Weiter durch eine, bei uns
feuchte Verschneidung. Anschliessend in etwa 120 Metern
rechtshaltend zur Herzogkante.
Die Herzogkante erreichten wir etwa 20Meter unterhalb deren 4+
Riss.
Die Textbeschreibung des AV-Führers ist besser als das
Panico Topo. Eine Kombination aus beiden ist sinnvoll.
Den Einstieg findet man gut mit dem Foto im AV-Führer,
das Topo a la Carte ist noch etwa detailierter, weil
grösser.